Ich dachte lange, die Konstante in meinem Leben, ist das immer wiederkehrende Schlechte. Auf jedes Hoch kommt ein Tief und darauf ist Verlass. Bei jeder guten Phase weiß ich, die Rückschläge stehen schon in den Startlöchern. Das ist der rote Faden meines Lebens, ein fliegender Wechsel von himmelhochjauchzend und zum Tode betrübt. Und auch wenn das tatsächlich so ist, meine eigentliche Konstante bist trotzdem immer du. Denn bei jedem Hoch, bei jedem Tief, bist du dabei.
Selbst wenn ich mal wieder aufwache und aus dem nichts das Gefühl habe, alle meine Freunde hassen mich und es ist sowieso jedem egal, ob ich überhaupt existiere, weiß ich trotzdem, du liebst mich. In keinem Moment meines Lebens, habe ich daran gezweifelt, wie wichtig ich dir bin. Und das ist eine Leistung für sich – ich zweifele eigentlich an Allem und Jedem. Aber nicht an dir. Du bist und bleibst mein Anker.
Du bist der beste Mensch den ich kenne. Und du hältst auch mich für einen guten Menschen. Und das weiß ich in jeder Sekunde meines Lebens, bei allem was ich mache. Das ist Vertrauen in seiner reinsten Form.
Wenn ich neue Menschen kennen lerne und die Sprache auf dich kommt, sag ich ganz automatisch und nüchtern, dass du schlichtweg der wichtigste Mensch bist, den es für mich gibt.
Lediglich wenn ich an die Zukunft denke, bekomme ich manchmal Angst. Wenn ich an die Zukunft denke, wünsche ich dir natürlich eine perfekte Familie. Ein schönes Haus. Einfach ein glückliches Leben. Weil es niemand so verdient hat, wie du. Aber irgendwo wünsche ich mir eben auch, dass es immer so bleibt, wie es jetzt ist.
Ich will keinen Geburtstag, kein Weihnachten, kein Silvester, kein Ostern ohne dich feiern. Ich will, dass wir am Wochenende zusammen in den Club gehen oder Brettspiele spielen. Ich will, dass wir uns regelmäßig besuchen, zusammen in den Urlaub fahren, sonntags gemeinsam brunchen. Ich will im Herbst mit dir Zwetschgenkuchen backen, im Winter auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein trinken. Ich will im Frühling das erste Mal wieder mit dir am Main sitzen, quatschen, Wein trinken und im Sommer mit dir schwimmen gehen. Aber natürlich weiß ich, wenn es für immer so wäre, würde das bedeuten, dass wir stehen bleiben, uns beide nicht weiterentwickeln. Und das ist aber etwas, was wir beide verdient haben. Wir haben es verdient, weiter zu wachsen, und mit jedem Jahr eine bessere und stärkere Version von uns selbst zu werden. Das brauchen wir. Auch wenn das heißt, dass sich weiterhin immer wieder alles verändert.
Aber all die Veränderungen in der letzten Zeit, haben uns eben auch hierhergebracht. An einen Punkt in unserem Leben, an dem es im Großen und Ganzen einfach mal läuft. Und das nur, weil wir beide immer wieder über uns hinauswachsen, uns eben weiterentwickeln.
Und hätte ich dich nicht, hätte ich mir schon längst die Chance verwehrt, zu wachsen, mich weiterzuentwickeln, überhaupt weiterhin zu sein.
Du bist meine Beschützerin und du warst das auch schon immer. Meine Retterin in den dunklen Zeiten. Es gibt vermutlich so um die eine Millionen Momente, in denen du mir, auf welche Weise auch immer, das Leben gerettet hast.
Einmal haben die Eltern wieder bis tief in die Nacht gestritten, du bist in mein Zimmer gekommen und hast mir einen kleinen Traumfänger übers Bett gehängt, damit ich gut träumen kann.
Du hast mir Atemübungen gezeigt, wenn ich dachte, ich ersticke an meinen Heulkrämpfen.
Du hast mich eines Tages gepackt, mir gesagt, so geht es nicht weiter und einen Termin beim Psychologen ausgemacht.
Als mein Silvester komplett schieflief, hast du mir zwei Tage später, nochmal ein kleines Feuerwerk gemacht.
Du schenkst mir Glücksbringer wenn ich ins Krankenhaus muss, machst mir ein Anti-Stress Paket fürs Abi und ein Starter-Set fürs Studium.
Wenn ich mich am liebsten tagelang verkriechen würde, erinnerst du mich, mir etwas Gutes zu tun und raus zu gehen.
Und diese Liste geht unendlich weiter, mit all den großen und kleinen Momenten die du mir geschenkt hast, all den Lichtblicken, die ich im tiefsten schwarz nur dir zu verdanken hatte.
Aber es ist auch nicht so, als würdest du mir einfach nur in meinen dunklen Phasen helfen und mir beistehen. Mich aus dem Schlamm ziehen und mir aufhelfen, bis ich das nächste Mal hinfalle.
Auch in meinen guten Phasen bist du immer bei mir.
Ich war mit dir auf meinem ersten Konzert, auf meinem ersten Festival, du hast mich zum Feiern mitgenommen und umso älter ich wurde, umso mehr haben wir zusammen gemacht. Bis wir dann an dem Punkt von heute angekommen sind, an dem wir fast alles gemeinsam machen.
Ich unternehme mit dir auch einfach alles am liebsten. Trinken gehen, feiern, shoppen, backen, oder auch nur eine halbe Stunde vollkommen ernsthaft überlegen, welche Hashtags unter das neue Instagrambild kommen. Und an manchen Tagen reicht es auch, bei einer Tasse Kaffee über Gott und die Welt her zu ziehen. Du findest nämlich grundsätzlich dieselben Menschen wie ich doof. Und das allein verbindet sowieso schon unglaublich. Du lachst über fast jeden meiner dämlichen Sprüche und gibst mir dabei das Gefühl, als sei ich wirklich der witzigste Mensch der Welt. Ich will dir alles erzählen und ich will alles von dir hören.
Es gibt vermutlich nur einen Bruch zwischen uns, eine Sache, die unausgesprochen zwischen uns ist. Das eine mal, als auch du mir nicht mehr helfen konntest. Der Moment in meinem Leben, in dem ich das Gefühl hatte, das schlechte, überwiegt. In dem ich gehen wollte. Ohne ein Wort, ohne einen Gedanken. In dem ich so leer und begraben von Schmerzen war, dass ich nicht mehr konnte.
Ich war bereit, von deiner Seite zu gehen und hab mich nie dafür entschuldigt. Ich weiß nicht, ob du mir böse warst. Ich wäre es dir gewesen. Aber du warst einfach nur für mich da. Keinen Vorwurf habe ich von dir gehört. Bis heute nicht. Ich kann mich kaum an diese Zeit erinnern und will es auch nicht. Aber ich weiß, ich bin aufgewacht und du hast mich sofort wieder in die Decke deiner bedingungslosen Liebe gewickelt. Und das ist typisch für dich. Du hast mir deinen eigenen Schmerz, deine eigene Verzweiflung und Hilflosigkeit nicht gezeigt, um mich zu schützen.
Ich weiß im Nachhinein nicht mehr, wie ich glauben konnte, es gäbe so viel Schlechtes, dass du es nicht aufwiegen könntest. Ich weiß heute, das gibt es nicht. Du überwiegst immer. Mir kann nichts so Schlimmes passieren, als das ich nicht immer noch wüsste, dass ich ein unglaublicher Glückspilz bin, weil ich dich habe. Immer wieder passiert mir schlechtes. Aber ich kann damit umgehen, es akzeptieren, weil ich weiß, ich habe dich.
Ich dachte lange, vielleicht gewinne ich mal im Lotto, so als Entschuldigung vom Leben.
Aber du bist die Entschuldigung. Du lässt mich alles ertragen und überstehen. Du machst alles wieder gut. Manchmal könnte ich wirklich weinen, weil du so gut bist und so viel Liebe verdient hast, wie es auf der Welt gar nicht gibt.
Und wenn ich mich bei jedem Hoch und bei jedem Tief in meinem Leben, ständig frage, „ist das für immer?“ – bei dir weiß ich es. Du bist für immer. Du bist mein Anker, meine Beschützerin, mein Lieblingsmensch, meine beste Freundin.
Meine Schwester.