Es ist passiert und es wird immer passiert sein.

Manchmal frage ich mich, ob ihr es vergessen habt.

Ob ihr denkt, dass ich es vergessen habe.

Wir tun alle so, als wäre nie etwas passiert. Aber ist das nicht irgendwo nur mir vorbehalten? So zu tun, als wäre nichts passiert? Denkt ihr genauso oft daran wie ich? Denkt irgendjemand außer mir überhaupt noch daran? Ich gebe mir das Gefühl, es war nicht das, was es war. In meinem Kopf glaube ich mir nicht, dass es so war, wie ich es gefühlt habe. Wie es war. Und vor allem, glaubt ihr mir in meinem Kopf nicht. In meinem Kopf stehe ich alleine da, und die ganze Welt glaubt, es sei nicht gewesen, wie ich es erlebt habe.

Nein heißt nein.

Damals noch nicht. Und wenn ich das Recht nicht auf meiner Seite habe, wen habe ich dann noch? Ich will selbstverständlich nicht darüber reden. Und ich werde es auch nicht. Aber dadurch, dass ihr es vergessen habt, gebt ihr mir jede Sekunde das Gefühl, es war nichts. Ich habe es mir eingebildet, es war nicht echt, was ich gefühlt habe. Ihr glaubt mir nicht. Ihr habt es abgetan. Abgehakt. Es ist nicht passiert. Es hat mich seitdem keiner darauf angesprochen. Mit keinem Wort erwähnt, dass es überhaupt passiert ist. Und damit gebt ihr mir das Gefühl, es war nichts. Nichts worüber es Wert wäre, zu sprechen. Nichts was überhaupt mal war. Ihr gebt mir dadurch das Gefühl, ich hätte es mir ausgedacht. Ihr glaubt alle, ich habe es mir ausgedacht und damit mir das nicht unangenehm ist, sprecht ihr mich nicht an. Aber es ist passiert und es wird auch immer passiert sein. Durch das Schweigen tut ihr mir etwas an. Ihr lasst mich alleine. Ihr lasst mich in dem Glauben, es wäre nichts gewesen. Aber es war. Es ist passiert. So wie ich es gesagt habe, war es. Aber wenn einem keiner glaubt, glaubt man sich selbst nicht mehr.

Ich habe Angst im Dunkeln. Jedes Mal, wenn ich alleine bin, abends, nachts, habe ich Angst. Die wird mir keiner mehr nehmen. Auch wird mir keiner die Erinnerungen nehmen und erst recht wird mir nie jemand die Angst vor dem Nein nehmen. Die Sinnlosigkeit, es überhaupt jemals wieder zu versuchen, mit einem Nein etwas zu bewirken.

Ich habe jedes Gefühl, dafür verloren. Es wird nie etwas sein, was mir groß etwas bedeutet. Es ist etwas, was man gibt, weil es irgendwo eine Pflicht ist, dazu gehört. Nichts worüber ich bestimme. Das akzeptiere ich. Und ich akzeptiere es, dass keiner darüber spricht. Ich akzeptiere, dass es passiert ist. Etwas Anderes bleibt mir nicht, als es zu akzeptieren, als mit Angst und Erinnerungen und Selbstzweifeln zu leben.

Ich will kein Mitleid, ich will keine Gespräche, aber manchmal ein Blick oder eine Berührung die sagt, es ist passiert und du hast es überstanden, das wäre schön.

Aber das Ignorieren ist leichter.

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